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CHÂTEAU-HOPPING

von Dina von Boch - 13 Jun, 2018

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Als Gast auf französischen Schlössern an der Loire wohnt man in historischen Traumhäusern und trifft begeisterte Gastgeber, die eine fast vergessene Lebenskunst neu beleben.

„Wie wir Schlossherren geworden sind? Wir wollten mit Freunden eigentlich ein kleines Häuschen zum Renovieren suchen – und haben uns in diesen Riesenkasten verliebt!“, sagt der Pariser Werbefachmann Erick Charrier und deutet auf sein trutziges Schloss mit Kapelle, runden Türmen und Freitreppe, das südlich der Loire im Weiler Reignac liegt. „Jetzt haben wir hier fürstliche 3.800 Quadratmeter statt eines handlichen Landhauses – und die teilen wir gern mit unseren Gästen!“ So wie dem 52-jährigen Kreativen, der seit dem Jahr 2004 als Châtelain in der Touraine lebt, geht es vielen Stadtflüchtlingen, die in der französischen Provinz ihren Traum verwirklichen möchten: mit dem Kapital eines erfolgreichen Businesslebens ein neues Sein zu beginnen und zahlende Gäste in einem romantischen Traumhaus zu empfangen.
 

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In dem an großen und kleinen Schlössern nicht gerade armen Frankreich gilt das Tal der Loire als Château-Paradies par excellence – und auch Liebesgeschichten zwischen Menschen und Schlössern haben hier Tradition. Die erste Blütezeit erlebte das Tal in der Renaissance, als Franz I. italienische Baumeister ins Land holte, die stilbildende Prunkbauten erschufen. Adel und begütertes Bürgertum folgten dem royalen Beispiel und erbauten sich im fruchtbaren Tal ebenfalls Schlösser und Herrenhäuser. Auch nach der Revolution von 1789 zogen sich begüterte Städter, Intellektuelle und zu Ruhm gelangte Kurtisanen in die zwischen Weinberge und Zederparks liegenden Sandsteinhäuser zurück und genossen das ruhige Leben im „Garten Frankreichs“, wie das Tal auch genannt wird. Fußnote der Geschichte: Im Jahr 1937 heiratete hier auf Schloss Candé der englische König Edvard VIII. die Liebe seines Lebens und gab der zweimal geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson das 
Jawort, für die er auf den Thron verzichtet hatte.
 

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Dieser Sessel fährt eine klare Linie - mit klassischer Silhouette und hellem Leinenbezug. Und verzichtet dennoch nicht auf schicke Details, wie die stoffbezogenen Polsterknöpfe im Chesterfield-Stil und antik polierte Ziernägel, die rund um den Sessel angebracht seine Konturen akzentuieren. Damit dieses Sitzmöbel aber nicht nur eine wahre Wohltat für die Augen bleibt, sorgen hohe Armlehnen und gute Polsterung dafür, dass Sie sich bequem in "Bearley" niederlassen können.
 

Heute ist die Touraine ein Paradies für Gartenliebhaber, Radler und kunsthistorisch interessierte Touristen – und ein ideales Reiseziel für eine neue Lebensform, denn seit rund fünfzehn Jahren ist hier eine zeitgenössische Art der „Hospitalité“, der Gastlichkeit entstanden, die französische Lebenskunst mit der britischen Bed-&-Breakfast-Idee vereint: Schlafen auf dem Château.
 

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Wer auf der Suche nach dem Grand Style des 18. Jahrhunderts ist, findet im Château de Reignac sein Glück, das Erick Charrier mit seinem Freund Alain Faignot und seiner ehemaligen Kollegin aus Pariser Zeiten, Françoise Arnould, führt. Das Prachtschloss von Reigna, einst im Besitz des Marquis de Lafayette, dominiert seit dem 15. Jahrhundert das gleichnamige Örtchen am Südufer der Loire: „Nach einem intensiven Arbeitsleben wollte ich einen neuen Abschnitt beginnen und in einem anderen Rhythmus auf dem Lande leben. Entspannt, ohne den Staub der Jahrhunderte, aber mit viel Stil“, sagt Erick Charrier. Er verkaufte seine Werbeagentur, kaufte das trutzige Schloss, ließ es renovieren und eröffnete das neu erstrahlete Prunktstück im Jahr 2004 als Châteauhotel. Es wurde ein Meisterstück: Die Salons und zwölf Gästezimmer gehören heute zu den schönsten in ganz Frankreich. Sie wurden mit alten Spiegeln, tiefen Sesseln, Himmelbetten und kostbaren Stoffbespannungen eingerichtet und liebevolle Details wie frische Blumenbuketts in Fluren und Zimmern, historische Biografien auf dem Nachttisch sowie Kunstbände in der Bibliothek erinnern daran, dass man sich in einem Privathaus befindet, um das sich der Besitzer selber kümmert. Die Schlafzimmer 
benannte Erick nach historischen Personen, die eine Verbindung zum Haus besaßen wie Lafayette, der das Haus erbte und hier bis ins Jahr 1792 immer wieder wohnte, oder Alex Fersen, ein intimer Freund Marie-Antoi­nettes, nach dem ein im schwedischen Stil eingerichtetes Zimmer benannt ist ...
 

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Zusammenfassung aus der "Living 04/2008" - Sie möchten die ganze Zeitschrift lesen? Kontaktieren Sie uns gerne >>HIER!

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