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Zurück in die Zukunft

von Dina von Boch - 25 Apr, 2017

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Entspannen in England

Im südenglischen Lyndhurst öffnete unlängst das Lime wood Hotel – es offenbart, wie man das 18. Jahrhundert neu erfindet
 

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Die feine englische Art des Landlebens gibt sich gern traditionsbewusst. Zum Ausflug ins regensatte Grün gehören Leder, Loden und Landrover. Zum stilvollen Logieren bietet sich das klassische Country-House-Hotel an. Nach dem Dinner lässt man sich dort vor dem Kaminfeuer eines holzvertäfelten Salons nieder, während man in der Betrachtung von Jagdtrophäen und dem Untergang der spanischen Armada in Öl gelegentlich am Drink nippt.

Ein Klischee? Sicher, aber doch nicht ganz. Während der New Forest langsam an der Seitenscheibe des Mietwagens vorbeizieht – nein, es ist leider kein Landrover – gibt es nichts, was dem traditionsgetränkten Idealbild des englischen Landlebens widersprechen würde.

Seit dem frühen Mittelalter gehört der New Forest, der also gar kein neuer Wald ist, zum Jagdgebiet der britischen Krone. In der neueren Zeitrechnung nimmt man ihn eher als Nationalpark wahr, der mit herrlichen, teilweise sich selbst überlassenen Wäldern und weiten Heideflächen ein wirklich schönes Stück Natur ist.
 

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Wertvoller Solitär mit unsichtbarem Stauraum Seit vielen Generationen umweht den Sekretär eine geheimnisvolle Aura. Was versteckt sich wohl in den vielen Schubladen des femininen Schreibmöbels mit seinem filmischen Auftritt? Und gibt es in ihm nicht auch noch geheime Fächer, die ihre Existenz optisch verleugnen? Alles wollen wir nicht verraten, aber immerhin 13 Schubläden bietet dieses koloniale Modell aus hartem Palisanderholz. Von Hand getischlert präsentiert es weitere, offene Fächer und entwickelt sich überall zum Lieblingsplatz aller Briefschreiber.
 

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Nur zu sagen, es sei grün, wäre eine Untertreibung. Zwischen Southampton und Bournemouth sprießt die Natur in vielfältigen Schattierungen. Man wünscht sich das Auge eines Malers, vorzugsweise aus dem 18. oder 19. Jahrhundert, um sie zu erfassen. Schon wieder ein Klischee, mag man denken, doch wieder ist es eins mit einer Spur Wahrheit. Ohne Probleme lassen sich Ausschnitte der Landschaft oder der Fachwerkdörfer als romantisches Gemälde im Stil eines John Constable denken oder als luftige grünfedrige Impression von James Whistler. Das ist das Schöne am Reisen. Man sieht und denkt. Man fährt von hier nach da und verknüpft gleichzeitig auf den unerforschlichen Wegen der Assoziationen das Gesehene zu einer neuen spannenden Spur. Aber wie ist es mit dem Ankommen? Kann auch ein Bed & Breakfast oder englisches Landhotel neue Spuren legen, ja vielleicht sogar inspirierend sein? Ja, es kann. Vorausgesetzt, es handelt sich um ein Hotel wie das Lime Wood. Das thront kurz vor Lyndhurst auf einer dezenten, nichtsdestoweniger herrschaftlichen Anhöhe.

Seit das einzige Fünfsternehaus des Nationalparks im letzten Herbst eröffnet hat, ist es in London Stadtgespräch. Nicht unwesentlich dazu beigetragen haben Gäste wie die Sängerin Alison Goldfrapp, die das 29-Zimmer-Anwesen ein „Superhotel“ genannt hat, sowie Jamie Cullum, der das hauseigene Klavier medienwirksam allein für sich und seine Kunst reklamiert hat. Die Trendsetter aus London wurden aber noch aus einem anderen Grund auf Lime Wood aufmerksam. Für das Design des 33 Millionen Euro teuren Luxuslandhauses konnte David Collins gewonnen werden. Der Star unter den britischen Interiordesignern hat unter anderem die Restaurants für Gordon Ramsay gestaltet und London so wunderbare Orte geschenkt wie die Blue Bar des Berkeley Hotels und das Neo-Art-déco-Café Wolseley am Piccadilly. Ein Ort, wo Jack Nicholson und andere Prominente zu sehen sind, wenn sie gerade in London zu tun haben. Aber zurück zum Lime Wood, was auf Deutsch Lindenholz heißt. Die Linde steckt auch im Ortsnamen Lyndhurst, womit erklärt ist, weshalb das Hotel heißt, wie es heißt. Das Haupthaus hat zwei Gesichter. Eines ist aus blassrotem Backstein mit weiß abgesetzten Fensterrahmen im Stil der lokalen Variante der Queen-Anne-Architektur. Das andere zeigt sich im butterfarbenem Regency-Stil und ist zum Teil original erhalten.
 

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Zusammenfassung aus der "Living 02/2010" - Sie möchten die ganze Zeitschrift lesen? Kontaktieren Sie uns gerne >>HIER!

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