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Marimekko ist die Designschmiede Finnlands – und hat Mode und Textilien aus Skandinavien weltberühmt gemacht
Kristina Isola hat alles erlebt. Aufstieg, Fall und Turnover eines Unternehmens, das Designgeschichte geschrieben hat. Höflich antwortet sie auf die Fragen des Besuchers. Viel könnte sie erzählen, aber das liegt ihr fern. Sie gehört eben zur Familie in Herttoniemi bei Helsinki. Am Firmensitz bekennt man sich zur früh erkannten Dienstleistung. „Design-Company“ nennt sich Marimekko stolz und stellt bunte Stoffe aus Finnland, die rund um die Welt geschätzt werden, her. Ein Verdienst, auch von Kirsti Paakkanen. Die schillernde Werbefrau hat 1991, nach dem Verkauf ihrer Agentur, kurzfristig umgedacht und stieg bei der finnischen Nationalmarke für Fashion und Interior ein. Das damals angeschlagene Unternehmen profitierte fortan von dem Marketingwissen der erfolgreichen Finnin, die sich eigentlich gerade an der Côte d’Azur zur Ruhe setzen wollte.
Kristina Isola hat alles mitgemacht. Höhen und Tiefen. Das verrät auch ihr präziser Blick. Sie ist Textildesignerin und Tochter zugleich. Ihre Mutter Maija war es, die in den Fünfzigerjahren einen neuen Stil im Stoffdruck prägte. Symbolisch steht dafür „Unikko“, ein Dessin aus grafisch groß gezoomten Mohnblüten – eine Designklassiker, mit dem „Marimekko“ immer noch viel Geld verdient. Malerei hatte die wilde Maija in Helsinki studiert, als sie von dem jungen finnischen Stoffhersteller „Printex“ gefragt wurde, ob sie nicht ihre Entwürfe beisteuern könne. Nach dem Krieg herrschte Not und das zwischen Ost und West eingeklemmte Finnland war vor allem auf eigene Produktion angewiesen. Maija Isola sagte zu und blieb bis 1960 Chefdesignerin. Auch davon könnte Kristina viel erzählen: dem Charakter ihrer expressiven Mutter, von deren Kreativität die starke Ausdrucksformen und Dessins suchte, und von deren Persönlichkeit, die wenig Platz dafür zu lassen schien. In den letzten Jahrzehnten, bis zu ihrem Tod 2001, traten Mutter und Tochter als Designerduo auf; da war die Hinwendung von Maija zu fast groben, rein grafischen Mustern aus den Sechzigerjahren auch schon Geschichte geworden. Bestes Beispiel: „Kaivo“. Organische Halbkreise zwischen primitiver Kunst und Psychedelik – und bis heute fester
Bestandteil im Stoffprogramm.
So wurde Kristina Erbin und Kreative, Archivarin der über 3.000 Entwürfe ihrer Mutter und selbst eine viel sanftere Künstlerin, die „Marimekko“ immer treu blieb. Auch die neueste Entwicklung hat sie begleitet. „Paakkanen hat verkauft“, so hieß es Ende Oktober vergangen Jahres in den finnischen Medien. Ein junger Banker war beim Stoffhersteller eingestiegen, Mika Ihamuotila; so was will man im Lande wissen, schließlich geht es bei „Marimekko“ fast um eine nationale Institution.
Kristina sieht das eher gelassen. Ihr haftet ein wenig die Rolle des Faktotums an. Seit 1973 werden von Herttomieni aus die Geschicke gelenkt, einer eher tristen Vorstadt von Helsinki. Dort werden auch die vielen Hundertausende von Metern Stoff im Jahr bedruckt. Eine schmucklose Zentrale, die heute von Baumärkten umgeben ist. Ein fast banales Ambiente, in dem Isolas Züge noch feiner wirken, und ihr Auftritt noch bescheidener. Sie ist reif geworden im Betrieb. „Die Natur inspiriert mich bei meinen Entwürfen“, erzählt sie fast leise – ihre Farben sind ja auch nicht laut. „Ich lebe selbst in der Welt, in der auch unsere Kunden leben“, sagt die Gestalterin und ergänzt: „Design, das Schaffen von Dessins, ist für mich eine echte Dienstleistung am Menschen.“ Sie mag alles Organische und wenn Kristina von der finnischen Natur spricht, so als würde sie vor der eigenen Haustür immer wieder kleine Epiphanien erleben, klingt das alles andere als aufgesetzt. Vielleicht ist das ja eines dieser Erfolgsgeheimnisse skandinavischer Produkte: Kunst und Alltag werden hier nicht getrennt und sinngemäß heißt es in der Firmenphilsophie von Marimekko: „Unsere Produkte sollen schön sein, funktional und von hoher Qualität beim Gebrauch ... "
Made in Finnland – dahinter stehen bei Marimekko diese drei. Immer im Mittelpunkt: Kristina Isola, Tochter der legendären Stoffdesignerin Maija Isola. Sie entwirft selbst am liebsten florale Motive und verwaltet das Erbe ihrer extrovertierten Mutter, die in Helsinki seit 1949 mit ihren Entwürfen zwischen Volkskunst und Grafik Designgeschichte geschrieben hatte.
Stylisches Jackett mit All-Over-Krawattenprint. Absoluter Trendsetter: Die frackähnliche Jacke überzeugt mit ihrer außergewöhnlichen, stark taillierten Schnittführung und dem tollen Krawattenmuster in Petrol/Lila. Detailverliebt verarbeitet mit zwei hellblau gepaspelten Klappentaschen und einem verdeckten Druckknopf, mit dem Sie die Jacke schließen können.
Zusammenfassung aus der "Living 03/2008" - Sie möchten die ganze Zeitschrift lesen? Kontaktieren Sie uns gerne >>HIER!