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Kobaltblau und Kupfergrün

von Dina von Boch - 26 Sep, 2018

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Portugal und Azulejos gehören zusammen. Nicht nur in Lissabon, auch im stillen Norden finden sich die gekachelten Kunstwerke. Während in Ponte de Lima ein Künstler gegen das Vergessen der alten Fertigkeiten kämpft, segelt man in Viana do Castelo in der Keramik­manufaktur Louça de Viana mit Karavellen und Blümchendekor gegen den Strom der Zeit

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Wenn Mário Rocha am Abend sein Atelier verlässt und auf die Straße tritt, kommen ihm schwerbepackte Männer und Frauen entgegen. Sie tragen Trekkingsandalen an den Füßen oder klobige Wanderstiefel. Nicht nur durch den Norden Spaniens, auch durch Portugal führt ein Pilgerweg zum Grab des Hl. Jakobus. Hinter dem Keramikatelier, der Casa Artes, auf der nördlichen Seite der alten römischen Brücke von Ponte de Lima haben es die Wanderer geschafft, dort ist die Pilgerherberge, wo sie neue Kräfte sammeln können. Bis nach Santiago de Compostela sind es noch rund 150 Kilometer. Auch Mário Rocha hat noch ein gutes Stück Weg vor sich, auch wenn es sich nicht in Kilometern messen lässt. Aber wie beim Pilgern ist das Ziel so fern und etwas außerhalb der Welt, dass es besser ist, sich auf das Naheliegende zu konzentrieren. Rocha hat mit Geldern der Region die Casa Artes aufgebaut. Mit ihr soll die Kunst des Töpferns und der Azulejo-Malerei im Minho, im Norden Portugals, wieder aufblühen. Aber zumindest ist das nächste Etappenziel erreichbar: 15 Männer und Frauen sollen lernen, wie man Tassen, Teller und Krüge formt und bunte Tonfliesen fertigt.
 

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Bunte Blüten und ein wenig Grün gehören einfach in jedes Wohnambiente. Und Ihre Pflanzen wirken umso schöner, wenn sie in den Cachepots „Milena“ ihren Platz finden. Die runden Übertöpfe aus Keramik sind mit Farnen, Blüten und Schmetterlingen bemalt.
 

Ponte de Lima ist die älteste Stadt Portugals. Wieso das Städtchen heißt, wie es heißt, ist unübersehbar. Mit 16 Bögen spannt sich eine alte Steinbrücke über den Lima-Fluss. Die Römer haben sie errichtet, und als sie fertig war, wohl nicht ohne ein Gefühl des Zweifels und der Beklommenheit passiert. In der Antike dachte man, wer den Fluss überquert oder daraus trinkt, verliert seine Erinnerung. Der Rio Lima könnte der mythische Fluss Lethe sein. Das Zentrum von Ponte de Lima ist ein echtes Kleinod. Zwischen den alten Häusern, aus mit Moos patiniertem Granit, verirren sich nicht allzu viele Touristen, obwohl sich das nahe gelegene Guimarães gerade als Kulturhauptstadt feiert. Die Região Norte, der Norden Portugals, ist noch immer eine Entdeckung. In der hügeligen grünen Landschaft dämmern hübsche Dörfer und herrschaftliche Landgüter vor sich hin, oftmals voller Antiquitäten und Geschichten und geschmückt mit bemalten Wandfliesen. Auf die gekachelten Kunstwerke trifft man immer wieder: an Häuserfassaden, in den Gartenanlagen der Paläste, in Kirchen. Auch wenn sie im Norden nicht ganz so häufig zu sehen sind wie in den Zentren der Azulejo-Kultur, in Lissabon, Coimbra oder Setubal, hat die Região Norte ihren Teil zu dieser portugiesischen Erfolgsgeschichte beigetragen ...
 

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Ramalhete heißt auf Portugiesisch nicht nur (Blumen-)Strauss, es ist auch der Name für ein typisches Dekor von „Vianna“, dem Markennamen der Produkte aus der Fábrica de Louça de Viana. Die Kaffeekannen, Teller und die Terrine auf dem Rollwagen werden mit großer Wahrscheinlichkeit einmal in einem klassischen Haushalt in Portugal zum Einsatz kommen. Außer nach Finnland, wo das weiß-blaue Geschirr gefragt ist, wird kaum ins Ausland exportiert.
 

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Zusammenfassung aus der "Living 05/2012" - Sie möchten die ganze Zeitschrift lesen? Kontaktieren Sie uns gerne >>HIER!

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