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Ganz in weiß

von Dina von Boch - 6 Sep, 2017

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Arcos de la Frontera ist das Tor zu den weißen Dörfern Andalusiens – und ein Ort 
für Individualisten

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Typisch für ein andalusisches Haus ist der lichte Innenhof. Die Casa Grande ist ein Stadtpalast aus dem 18. Jahrhundert. Einige Elemente wie die dunklen Kapitelle und der Marmorboden stammen vermutlich aus älteren Klöstern der Umgebung. Viel Kunst und eine individuelle Leichtigkeit geben dem kleinen Stadthotel seinen Charakter. Der Blick aus den südseitigen Zimmern ist grandios. Arcos ist kein Ort für Menschen mit Höhenangst.
 

Es waren unruhige Zeiten, damals im Süden Spaniens. 
Die Grenze zwischen Abendland und Morgenland wechselte wie die Jahreszeiten, die hier durchaus kühle und regenreiche Winter und erbarmungslose Sommerhitze kennen. Dazwischen liegen die kurzen gemäßigten Phasen, in denen das Land bestellt und die Ernte eingebracht werden musste. Orte, die den Beinamen „de la Frontera“ tragen, waren solche Grenzstädte. Eben zurückeroberte Pfeiler, auf denen sich erst im ausgehenden 15. Jahrhundert das Christentum flächendeckend über die Iberische Halbinsel spannen 
sollte.

Arcos de la Frontera liegt ganz im Süden Spaniens. Etwa 100 Kilometer von der Meerenge entfernt, die den Atlantik vom Mittelmeer trennt. Zweimal musste die Stadt, die gefährlich nah an den Rand einer hohen Felsklippe ragt, von den christlichen Rittern zurückerobert werden. Einmal im Jahr 1255 und dann noch einmal unter Alfons dem Weisen im Jahre 1264.

„Seit dieser Zeit ist San Miguel der Stadtpatron von Arcos“, weiß Matthias Franze. „Man hatte einfach in den Heiligenkalender geschaut und nachgesehen, welcher Heilige gerade dran ist.“ Franze ist ein Experte, wenn es um die Geschichte der Stadt Arcos geht und er arbeitet in der Casa Grande. Das große Haus ist ein intimes und eigentlich eher kleines Stadthotel. Am Vorabend des 28. September 1729, dem Tag von San Miguel, sei der Stadtpalast fertiggestellt worden, steht auf einer ebenso alten Holztafel im Patio. Den Erbauer des Hauses nennt die Inschrift auch, er hieß Francisco Javier Nuñez de Prado López Maldonado. Franze kennt die Casa Grande gut, er hatte in dem herrschaftlichen Stadtpalast 
gewohnt, lange bevor es zu einem Hotel wurde. Auch Antonio Ruiz Soler, besser bekannt unter dem Namen Antonio 
El Bailarín, lebte in der Casa mit der fantastischen Aussicht aufs weite Land. Der gebürtige Sevillaner war ein legendärer Flamencotänzer.

1997 kauft Elena Posa die Casa. Sie verliebte sich in das Haus und sehnte sich nach dem Süden. Zuvor hatte sie sich für Barcelonas Kulturbetrieb stark gemacht und dachte sich, dass es nun an der Zeit sei, ihren Traum vom eigenen Hotel in die Tat umzusetzen. Am und im Haus ließ sie nur wenig verändern. Dort, wo es noch keine gab, wurden in den Zimmern Bäder eingebaut, ansonsten blieb die Raumstruktur erhalten. Typisch für ein andalusisches Haus ist der zentrale Patio. Durch ein schweres Holzportal gelangt der Gast zunächst in einen Durchgang, der in den rechtwinkligen Innenhof führt. Marmorsäulen mit dunklen Kapitellen, die nach Ansicht von Franze aus einem mittlerweile zerstörten Kloster der Stadt stammen könnten, stützen weißgekalkte Bögen, die den offenen Patio umgeben. Der Marmorboden stammt aus dem 16. Jahrhundert und unterstreicht den his­torischen Charme der Stadtvilla ...
 

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Dezent und geschmackvoll. Kein Zimmer der Casa Grande ist wie das andere. Größe, Schnitt, Mobiliar und Ausrichtung variieren. Wert legt die Hotelchefin Elena Posa auf authentische und lokale Materialien, wie etwa originale Bodenfliesen aus Terrakotta. Mitte des 20. Jahrhunderts lebte der Flamencotänzer Antonio El Bailarín in dem Stadtpalast. Die künstlerische, an ein Atelier erinnernde Atmosphäre ist geblieben. Originale Kunst findet sich im ganzen Haus. Die meisten Arbeiten stammen von dem Barceloner Künstler Ramón Herreros. Ein befreundeter kolumbianischer Dichter hat für jedes der Zimmer ein Haiku verfasst. Die originalen Bodenfließen (rechts) sind sogenannte Hidráulicos. Die Farbe wurde nicht aufgetragen, sondern ohne Glasierung in die Tonschicht gebrannt.
 

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Fein geflochtene Morgengabe. Das Frühstück im Bett genießt einen fast mythischen Ruf. Gar nicht erst aufstehen und mit Kaffee und Marmelade den jungen Tag begrüßen. Mit Papun” lässt sich diese Zeremonie besonders stilvoll bewerkstelligen. Rattangeflecht formt den Unterbau mit zwei Fächern für Zeitungen und Zeitschriften. Darauf thront das abnehmbare Tablett - direkt aus der Küche.
 

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Zusammenfassung aus der "Living 04/2010" - Sie möchten die ganze Zeitschrift lesen? Kontaktieren Sie uns gerne >>HIER!

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